Berichte
„Zur Wirksamkeit des Extr. Vitex Agnus Castus L. Mönchspfefferextrakt)
und der Pulsatilla pratensis (Wiesenküchenschelle) in der Therapie des
prämenstruellen Syndroms“
Gliederung
Einleitung
(Stichworte: prämenstruelles Syndrom mit Krankheitsbild, bisherige Therapieansätze, Hinführung
rascher Erkenntnisgewinn in der modernen Phytotherapie und deren Vorteile, nahezu
nebenwirkungsfrei, ohne Hormoneinsatz, Präparate pharmarissano GmbH)
Mönchspfeffer – eine alte Heilpflanze neu entdeckt?
(Stichworte: Beschreibung der Pflanze, Vorkommen, Aussehen, Botanik, bisherige Erkenntnisse,
traditionelle Anwendung – heutige Anwendung)
Inhaltsstoffe
(Stichworte: Inhaltsstoffe: Iridoidglykoside Aucubin und Agnusid – Was ist bekannt und was
exakt nachgewiesen? Wo gibt es noch Unklarheiten? Was ist das Wirkprinzip der Droge –
Hypothesen und Befunde?)
Klinische Studien und neuere Forschungsergebnisse
(Stichworte: bisherige klinische Erkenntnisse, traditionelle Anwendung – heutige Anwendung,
Überblick über die großen klinischen Studien der 90er Jahre. Welches sind die
wissenschaftlich belegten Anwendungsgebiete für die Therapie mit Vitex Agnus Castus? Gibt
es Nebenwirkungen – welche? In welchem Ausmaß?)
Antimast TN / Antimas - Präparate zur Therapie des PMS
(Stichworte: Vorstellung des Präparates – Zusammensetzung, Dosierung, Darreichungsform,
Verschreibungsstatus, Begründung und Bewertung der Zusammensetzung, Nebenwirkungen,
bisherige Erfahrungen)
Zusammenfassende Bewertung - Ausblick
(Stichworte: kurze Zusammenfassung der wichtigsten Punkte, Bewertung der Droge unter
Berücksichtigung möglicher Nebenwirkungen)
„Zur Wirksamkeit des Extr. Vitex Agnus Castus L. (Mönchspfefferextrakt)
und der Pulsatilla pratensis (Wiesenküchenschelle) in der Therapie des
prämenstruellen Syndroms“
Dr. Axel F. Wenzel, Dr. Michael G. Rasig
Einleitung
Bis zu 50 % der Frauen im gebärfähigen Alter leiden vermehrt unter starken Beschwerden an den Tagen vor der Menstruation, manche sogar fühlen sich in der gesamten Zeit zwischen Eisprung und Menstruation nicht wohl. Diese Patientinnen klagen über migräneartige Kopfschmerzen, schmerzhafte Brustschwellung mit Spannungsgefühlen (Mastodynie), Abdominalschmerz mit Völlegefühl, Blähungen und Gewichtszunahme und Ödembildung im Bereich der Fußknöchel und Hände. Ferner neigen die Patientinnen an diesen Tagen zu depressiven Verstimmungen, leichter Reizbarkeit und gesteigerter Nervosität. Dieser Symptomenkomplex wird als prämenstruelles Syndrom (PMS) bezeichnet. Als Ursache für diese Symptomatik werden hormonelle Schwankungen, ein Ungleichgewicht bestimmter Neurotransmitter, Ernährungsgewohnheiten, Medikamenteneinnahme und nicht zuletzt auch die Lebensweise diskutiert. Jahrzehntelang wurden die Patientinnen ausschließlich mit Hormonen behandelt, aber immer häufiger und lauter werden auch kritische Stimmen, die vor allem vor den Nebenwirkungen und einem allzu raschen Einsatz von Hormonpräparaten warnen. Aufgrund des rasch zunehmendem Erkenntnisgewinnes in Bereich der modernen Phytotherapie, kann das prämenstruelle Syndrom (PMS) der Frau vollkommen hormonfrei mit Extrakten aus dem Mönchspfeffer (Vitex Agnus-castus L.), also auf rein pflanzlicher Basis, erfolgreich behandelt werden. Diese praktisch nebenwirkungsfreie Therapie führt aber wie ihre synthetischen Alternativen zu einer deutlichen Verbesserung der typischen somatischen und psychosomatischen Beschwerden. Dieser Entwicklung Rechnung tragend, hat die Firma pharmarissano GmbH die beiden Präparate Antimas Selz Creme und Antimast-Selz TN Tropfen entwickelt und gibt damit dem behandelnden Arzt ein wirksames Präparat zur erfolgreichen Therapie des prämenstruellen Syndroms an die Hand.
Mönchspfeffer – eine alte Heilpflanze neu entdeckt?
Der Keuschlamm oder Mönchspfeffer (Vitex Agnus-castus LINNE) ist eine im Mittelmeergebiet und Zentralasien beheimatete Pflanze, die in den Monaten Juni bis September blüht. Nach Europa kam die Pflanze um 1570, wo sie vor allem in englischen Gärten anzutreffen war. Mit den europäischen Emigranten kam die Pflanze schließlich zu Beginn der 19. Jahrhunderts nach Amerika, wo sie sich vor allem in den südöstlichen Staaten rasch ausbreitete. Die unscheinbar wirkende Pflanze gehört zur Familie der Eisenkrautgewächsen (Fam. Verbenaceae) und zeigt langstielige, spitze lanzettliche Blätter, deren Oberseite dunkelgrün und Unterseite weiß und filzig ist. Viele kleine Blüten stehen in unterbrochenen, ährenartigen Blütenständen, andere sind quirlartig in den Achseln der kleinen Hochblätter zu finden. Die außen fleischige Steinfrucht wird 3 bis 5 mm groß und ist schwarz.
Die Anwendung der Pflanze als Heilmittel geht bereits bis in die Zeit des Hippocrates von Kos (um 460 – 377 v.Chr.) zurück. Hippocrates dürfte wohl der erste gewesen sein, der die Pflanze bei gynäkologischen Erkrankungen eingesetzt hat. Im Griechenland der Antike schmückten Frauen bei den Festen zu Ehren von Demeter, dem griechischen Gott der Landwirtschaft und Fruchtbarkeit, ihre Haare und die Tempel des Fruchtbarkeitsgottes mit Zweigen von Mönchspfeffer. In Rom trugen Jungfrauen zum Zeichen ihrer Keuschheit Mönchspfefferzweige im Haar; in bestimmten Orden des heutigen Italien müssen die Novizen beim Eintritt ins Kloster zum Zeichen ihrer Keuschheit auch heute noch Mönchspfefferzweige tragen. In den Arbeiten von Dioscorides (1. Jahrh. n. Chr.) und Theophrast (3. Jahrh. n. Chr.) finden sich weitere Hinweise für die Anwendung von Mönchspfeffer bei gynäkologischen Beschwerden. Der englische Naturforscher und Botaniker John Gerarde empfiehlt im Jahre 1633 aus Mönchspfeffer einen Auszug herzustellen, darin ein Sitzbad zu nehmen oder den Auszug zu trinken. Er hilft bei verschiedenen gynäkologischen Beschwerden, wie Entzündungen und Schmerzen vor und während der Menstruation.
Im 20. Jahrhundert war es der deutsche Wissenschaftler Gerhard Madaus, der 1938 als erster den Einsatz von Mönchspfeffer propagierte. Die jahrhundertelange Anwendung von Mönchspfeffer in der Frauenheilkunde veranlasste Madaus dazu, verschiedene tierexperimentelle Studien durchzuführen, um herauszufinden, welcher Teil der Pflanze die größte biologische Aktivität aufweist. Seine Studien erbrachten den Beweis, daß der Extrakt aus den Blättern und Früchten die größte biologische Aktivität aufweist, Nebenwirkungen auf die Fertilität traten in den Studien nicht auf.
Während des zweiten Weltkriegs sahen sich zahlreiche praktische Ärzte mit dem Problem einer stressinduzierten verminderten Laktation junger Mütter konfrontiert, so daß sie zur Anwendung von Mönchspfefferzubereitungen übergingen. Die stimulierenden Wirkungen von Mönchspfeffer auf die Milchdrüsen der Frau wurden in drei verschiedenen Publikationen 1941, 1942 und 1943 beschrieben und nachgewiesen. Diese Effekte wurden in den 50er Jahren in tierexperimentellen Studien belegt. In einer groß angelegten placebokontrollierten klinischen Studie an über 1000 werdenden Müttern konnte 1954 gezeigt werden, daß Mönchspfefferzubereitungen eine verstärkte Milchbildung bewirken. Diese vermehrte Milchbildung ließ sich auf eine gesteigerte Prolaktin- und Progesteronbildung zurückführen, die gleichzeitig mit einer verminderten Östrogenbildung (Östrogen hemmt die Milchbildung) einhergeht. Die traditionelle Anwendung von Mönchspfefferzubereitungen und die genannten wissenschaftliche Befunde haben bis in unsere Tage das Interesse der Wissenschaft an dieser Heilpflanze nicht abreißen lassen. Befunde aus neueren klinischen Studien unterstreichen eindrucksvoll die therapeutische Bedeutung dieser Pflanze.
Inhaltsstoffe
Man weiß heute, daß die wirksamen Inhaltsstoffe von Mönchspfeffer (Vitex Agnus-castus L.) in den getrockneten, schwarzen, kugelförmigen Steinfrüchten der Pflanze enthalten sind. Die Analyse der Inhaltsstoffe ergab, daß der komplex zusammengesetzte Extrakt Iridoidglykoside, vorwiegend Aucubin und Agnusid (Aucubin-4-hydroxybenzoesäureester) sowie geringe Mengen an ätherischem Öl und Flavonoide enthält. Iridoide stellen eine Gruppe bizyklischer Monoterpene dar, die sich vom Dialdehyd Iridodial bzw. von dessen Enolhalbacetal ableiten lassen. Der Name Iridoid geht auf die australische Ameisenart Iridomyrmex detectus zurück, in deren Abwehrsekret Iridodial und das Iridoid Iridomyrmecin erstmals entdeckt wurde. In den letzten Jahren wurden im Pflanzenreich zahlreiche Iridoide entdeckt und beschrieben; ihre Vielzahl ergibt sich aufgrund verschiedener Substituenten, allen voran OH-Gruppen an verschiedenen Kohlenstoffatomen, unterschiedlicher Säurekomponenten, Decarboxylierung sowie die Fähigkeit zur Epoxidbildung (Rimpler H. 1999).
Trotz intensiver Forschungen und klinischer Nachweise der Wirksamkeit ist das exakte Wirkprinzip
des Mönchpfefferextraktes bisher noch unklar (Christie S. und Walker A.F. 1998).
Vielmehr ist man der Ansicht, daß verschiedene Wirkmechanismen zu den klinisch nachgewiesenen
therapeutischen Gesamteffekten beitragen. Eine viel diskutierte Wirkhypothese ist die Modulation der stressinduzierten Hemmung der Prolaktinsekretion, die über eine Bindung an Dopamin-D2-Rezeptoren in der Hypophyse zustande kommt (Hänsel R. 1991; Winterhoff H. et al. 1991; Sliutz G. et al. 1993; Jarry H. et al. 1994; Wuttke W. et al. 1997; Meier B. et al. 2000). In diesen Studien konnte eine direkte Beeinflussung des LH und FSH durch Agnus castus Extrakte nicht nachgewiesen werden. Darüberhinaus konnte gezeigt werden, daß Vitex agnus castus Extrakte an Opioidrezeptoren (Brugisser R. et al. 1999; Meier B. et al. 2000) und Östrogenrezeptoren binden können (Berger D. 1998; Liu J. et al. 2001).
Klinische Studien und neuere Forschungsergebnisse
Das häufig verbreitete, prämenstruelle Syndrom (PMS) der Frau ist ein komplexes Krankheitsgeschehen, bei dem bis zu 150 verschiedene Symptome auftreten können. Hierbei unterscheidet man zwischen psychischen und somatischen Beschwerden; Tabelle 1 zeigt eine Übersicht über die häufigsten Symptome des PMS.
Psychische Beschwerden:
Depression
Einschlafstörungen
Durchschlafstörungen
Angstzustände
Nervosität
Agressivität
Stimmungsschwankungen
Ungeduld
Leichte Erregbarkeit
Somatische Beschwerden:
Kopfschmerzen/Migräne
Schwindel
Müdigkeit
Tachykardie
Schmerzen in der Brust (Mastodynie)
Völlegefühl/Übelkeit/Brechreiz
Ödembildung (Fußknöchel/Hände)
Kurzzeitige Gewichtszunahme
Rücken- und Gliederschmerzen
Die Ätiologie des PMS ist bislang nicht vollständig geklärt und so werden in der wissenschaftlichen
Literatur verschiedene Ursachen, wie beispielsweise ein veränderter Östrogen-Gestagen-Quotient, ein Prostaglandin-, Fettsäure- oder Vitamin B6-Mangel diskutiert. Ein Mangel an Serotonin oder anderen Neurotransmittern oder ein Defizit an Prolaktin könnten ebenfalls auslösend sein, besonders dann, wenn im Vordergrund der Beschwerden die Mastodynie stehen (Wolf E. 1999).
In den letzten Jahrzehnten wurden zahlreiche unterschiedliche Therapiestrategien entwickelt, um die Symptome des PMS zu lindern bzw. beherrschbar zu machen. Hierzu wurden Therapieregime mit Hormonen, Substitution von essentiellen Fettsäuren sowie die Behandlung mit Pyridoxin und diversen Psychopharmaka entwickelt. Die Behandlungserfolge hiermit werden in der wissenschaftlichen Literatur sehr kontrovers diskutiert, nicht selten haben schwerwiegende Nebenwirkungen die Nutzen-Risiko-Abwägung zu einer negativen Gesamtbeurteilung geführt. Um jedoch die Symptome des PMS erfolgreich therapieren zu können, ist es wichtig, dem Arzt ein Wirkprinzip an die Hand zu geben, mit dem sowohl den psychischen als auch den somatischen Einzelsymptomen erfolgreich entgegen gewirkt werden kann und gleichzeitig eine gute Verträglichkeit und geringe Nebenwirkungsrate gegeben ist. Hier haben sich in den letzten Jahren zunehmend Phytopharmazeutika mit Vitex agnus castus Extrakten erfolgreich durchgesetzt. Zahlreiche in den 90er Jahren durchgeführten klinischen Studien
haben wesentlich dazu beigetragen.
Milewicz und seine Kollegen konnten 1993 in einer randomisierten, placebokontrollierten 3-monatigen Doppelblindstudie zeigen, daß Agnus castus Extrakte in der Behandlung von Regeltempoanomalien infolge latenter Hyperprolaktinämie erfolgreich eingesetzt werden können. Dabei untersuchten die Autoren die Frage, inwieweit ein erhöhter Prolaktinspiegel durch eine tägliche Gabe von 20 mg Agnus castus Extrakt vermindert werden kann bzw. inwieweit die verkürzte Lutealphase und die reduzierte Progesteronsynthese durch die Medikation normalisiert werden kann. Eine latent vorhandene Hyperprolaktinämie wurde mittels Blutanalysen an den Tagen 5-8 und 20 des Zyklus bestimmt. Am Studienende zeigte sich, daß im Vergleich zu Placebo die Medikation zu einer signifikanten Normalisierung der verkürzten Lutealphasen und der Progesteronsynthese führte. Nebenwirkungen wurden während der Studie nicht beobachtet. Die Resultate dieser Studie zeigen die Wirksamkeit der angewendeten Medikation bei Störungen der Lutealphase (Milewicz A. et al. 1993). Lauritzen konnte 1997 zusammen mit seinen Mitarbeitern in einer kontrollierten Doppelblindstudie mit Agnus castus Extrakt und Vitamin B6 nachweisen, daß die tägliche Gabe von 40 mg Agnus castus Extrakt eine wirksame Therapie des PMS darstellt (Lauritzen C. et al. 1997).
Eine von Berger und Mitarbeitern durchgeführte multizentrische Studie mit 50 an PMS leidenden Frauen erbrachte eine signifikante Linderung der prämenstruellen Beschwerden. In dieser Studie erhielten die Probandinnen während 3 aufeinanderfolgenden Zyklen jeweils 1 Tablette (20 mg nativer Extrakt) einer Agnus castus Zubereitung. Im Verlauf der Untersuchung kam es zu keinen schwerwiegenden Nebenwirkungen, lediglich eine Patientin verließ nach 4 Tagen aufgrund starker Migräne und Müdigkeit die Studie. Ein Kausalzusammenhang mit der verabreichten Medikation erscheint hier jedoch fraglich. Ebenso zeigte sich durch die Medikation keine Beeinflussung der Laborparameter. Die Einnahme oraler Kontrazeptiva während der Studie zeigte keine Effekte auf den Therapieverlauf (Berger D. et al. 2000). Loch, Selle und Boblitz führten 2000 eine multizentrische Studie mit 1634 Patientinnen durch, um die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Vitex Agnus castus Extraktes beim prämenstruellen Syndrom zu evaluieren. Hierzu entwickelten die Autoren einen speziellen Fragebogen, auf dem die Patientinnen die Effekte der Medikation auf die vier Symptomenkomplexe
des PMS: Depression, Ängstlichkeit, Gereiztheit und Hyperhydration beurteilen mußten. 93 % der behandelten Patientinnen berichteten zu Studienende der Medikation über 3 aufeinander-folgende Zyklen) über eine Verringerung der Beschwerden oder vollständiges Verschwinden (Loch E.G. et al. 2000).
In einer randomisierten, placebokontrollierten, doppelblinden Studie an 170 Frauen im Durchschnittsalter von 36 Jahren untersuchte Schellenberg die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Agnus castus Extrakt (Ze 440). Die Frauen erhielten in der Verumgruppe während 3 aufeinanderfolgenden Menstruationen jeweils 1 Tablette Trockenextrakt (20 mg standardisiert auf Casticin) bzw. in der Placebogruppe gleich aussehende Placebotabletten. Die Beurteilung der Wirksamkeit der Medikation erfolgte anhand eines Fragebogens, in dem die Probandinnen ihre subjektiven Erfahrungen und Beschwerden selbst beurteilen mußten. Bei den Probandinnen der Verumgruppe zeigte sich eine deutliche Verbesserung der PMS-Symptomatik. Während der Studie wurden in der Verum- und in der Placebogruppe in etwa gleich großem Ausmaß (Verumgruppe: 4,7 %; Placebogruppe: 4,8 %) über Nebenwirkungen, wie Akne, Urtikaria, Zwischenblutungen und Magenbeschwerden berichtet. Eine erhöhte Inzidenz von Nebenwirkungen unter der Agnus castus Medikation kann somit ausgeschlossen werden (Schellenberg R. 2001).
Die Wiesenküchenschelle (Pulsatilla pratensis) – schon
Hippokrates wendete sie in der Gynäkologie an
Auch die Anwendung der Wiesenküchenschelle (Pulsatilla pratensis) bei gynäkologischen Beschwerden geht auf Hippokrates von Kos zurück und zeigt wie auch Agnus castus eine lange volksheilkundliche Tradition. Er wandte die zur Familie der Ranunculaceen gehörende Pflanze erfolgreich an, wenn es darum ging eine ausbleibende Menstruation herbeizuführen oder hysterische Angstzustände zu beeinflussen. Aus dem volksheilkundlichen Gebrauch mit den vagen Anzeichen holte 1771 der Wiener Arzt Anton von Störck, ein Schüler van Swietens, die Pflanze ins Licht der Universitätsmedizin. Er war wohl der erste, der mit dieser Pflanze erste Arzneimittelprüfungen am Menschen durchführte. Von einem Apotheker ließ Störck wäßrige Destillate und Extrakte aus der Pflanze herstellen und begann damit seine Untersuchungen. Er beobachtete ausgeprägte Wirkungen auf die Schleimhäute, die Nierentätigkeit, den Gemütszustand und ausbleibende Menstruationen. Hahnemann griff die Befunde von Störck auf, ergänzte sie durch eigene Studien und entwickelte für Pulsatilla ein umfangreiches Arzneimittelbild, das letztlich entscheidend dazu beitrug, daß Pulsatilla zu einem der erfolgreichsten Heilmittel der homöopathischen Heilkunst avancierte und bis heute geblieben ist. Aufgrund umfangreicher wissenschaftlicher Studien wissen wir heute, daß für die pharmakologische Wirkung von Pulsatilla die beiden Hauptinhaltsstoffe Protoanemonin und Anemonin verantwortlich sind. Beide Substanzen sind niedermolekulare Fettsäurelactone; durch Dimerisation geht Protoanemonin rasch in Anemonin über, das im Vergleich zu Protoanemonin eine deutlich geringere Reizwirkung auf Haut – und Schleimhäuten zeigt. Die Urtinktur wird aus der frisch blühenden Pflanze hergestellt. Frisch hergestellter Extrakt verursacht auf der Haut starke Rötungen und Juckreiz. Nach dem Einreiben bilden sich rasch Bläschen, die konfluieren und bei stärkerer Reizung können sich Geschwüre, ja sogar Gangrän bilden (Lewin L. 1962). Eine orale Einnahme des Extraktes führt zu starkem Brennen im Mund- und Rachenraum, in weiterer Folge kann es zu Blasen- und Geschwürsbildung, Übelkeit, Erbrechen und blutigen Duchfällen kommen. Als pharmakologische Ursache dieser Schleimhautwirkungen ist der Inhaltsstoff Protoanemonin anzusehen; Anemonin, das aus Protoanemonin gebildet wird, zeigt diese starken Wirkungen nicht.
In verschiedenen tierexperimentellen Studien zeigte Gerhard Madaus die Wirkung von Pulsatilla auf die weiblichen Fortpflanzungsorgane. Es kam zur Auslösung eines frühzeitigen Östrus und zudem zeigte sich, daß die mit 2 ml Pulsatilla D1 behandelten Ratten im weiteren Versuchsverlauf bedeutend öfter in den Vaginalabstrichen Schollen aufwiesen (Madaus G. 1938). In der homöopathischen Standardliteratur findet sich beispielsweise bei Leeser eine umfangreiche Beschreibung der Wirkungen und Indikationen von Pulsatilla. Demzufolge erfolgt die Hauptwirkung der Droge über endokrine Drüsen, insbesondere das ovarielladrenokortikale System, daher erklärt sich auch die gute und in der Volksmedizin hinreichend beschriebene Wirksamkeit in der Pubertät, dem Klimakterium, bei Gravidität und Laktation. Bei Regelstörungen (zu späte, schwache, unterbrochene oder aussetzende Regel) ist Pulsatilla das homöopathische Mittel der Wahl (Leeser O. 1990).
Antimas / Antimast TN - Präparate zur Therapie des PMS
Die jahrzehntelange Erfahrung und das stetige wissenschaftliche Interesse an der Mönchspfefferpflanze, das mittlerweile ein gutes Bild zur Wirksamkeit und Sicherheit einer Medikation beim prämenstruellen Syndrom ergibt, hat dazu geführt, daß in Deutschland zahlreiche, mehr oder weniger ähnlich zusammengesetzte Agnus castus Präparate erfolgreich eingesetzt werden. Mit Antimast Selz TN Tropfen und Antimas Selz Creme stehen in der Therapie des prämenstruellen Syndroms zwei rezeptfreie Präparate der Firma pharmarissano zur Verfügung. Es handelt sich hierbei um zwei Präparate, deren Hauptwirkstoff Agnus castus und Pulsatilla pratensis (Wiesenküchenschelle) ist. Die dargestellte wissenschaftliche Datenlage zeigt, daß sich in der Therapie des prämenstruellen Syndroms in erster Linie Agnus castus- und Pulsatilla-haltigen Zubereitungen bewährt haben. Ihre Anwendung in der Volksmedizin durch viele Jahrhunderte hindurch konnten in den letzten Jahren auch durch neueste Untersuchungsmethoden und klinische Studien belegt werden. Die Wirkung der beiden von Pharma Selz entwickelten, rezeptfreien Präparate Antimast Selz TN Tropfen und Antimas Selz Creme wird durch wissenschaftlichen Befunde eindrucksvoll bestätigt. Die zur oralen Einnahme vorgesehenen Antimast Selz TN Tropfen enthalten als Hauptbestandteile einen wäßrig-alkoholischen Extrakt von Vitex Agnus Castus Urtinktur und einen von Pulsatilla Cyclamen purpurascens D4. Die gut verträglichen Tropfen werden üblicherweise 3 mal täglich in einer Menge von 20 – 25 Tropfen eingenommen und sind bei allen mit dem prämenstruellen Syndrom einhergehenden Symptomen indiziert. Die mehrjährige Erfahrung mit dem Präparat im Markt haben die gute Verträglichkeit und Wirksamkeit immer wieder bewiesen.
Antimas Selz Creme ist ein spezielles Präparat zur topischen Behandlung der prämenstruellen und zyklusabhängigen Mastodynie und Mastopathie. Zu diesem Symptomenkomplex zählen beispielsweise die Mastopathia chronica cystica, Stauungsmastitis, Mastitis puerperalis und die klimakterische Mastopathie. Vitex Agnus castus liegt hier als Urtinktur vor, Pulsatilla als D4; als Salbengrundlage werden Glycerol, Cetiol und Lanette N eingesetzt. Das Präparat ist mit verschiedenen Hydroxybenzoesäureestern konserviert, ein weit verbreitetes Konservierungsprinzip, auf das nur selten Überempfindlichkeitsreaktionen beschrieben wurden. Firmeneigene Studien und die mehrjährige Anwendungspraxis haben gezeigt, daß ein maximaler Therapieerfolg bei einer täglich dreimaligen Anwendung erreicht wird. Hierzu wird ein 2-5 cm langer Salbenstrang gleichmäßig über jede Brust verteilt; der Behandlungsbeginn sollte 5 Tage vor der Regel beginnen und bis einige Tage nach dem Ende der Regel fortgeführt werden.
Zusammenfassende Bewertung – Ausblick
Die therapeutische Anwendung von Vitex Agnus castus- und Pulsatilla-Extrakte bei gynäkologischen
Erkrankungen ist durch eine lange Tradition begründet. Nach heutigen Erkenntnissen dürfte Hippokrates von Kos der erste gewesen sein, der die Pflanzen heilkundlich eingesetzt hat und erste Behandlungserfolge bei Menstruationsstörungen, Entzündungen und Schmerzen im Zusammenhang mit der Regel erzielt hat. Seine Befunde dürften wohl auch die Grundlage dafür sein, daß das wissenschaftliche Interesse an diesen Pflanzen durch die Jahrhunderte hindurch bis in unsere Zeit erhalten blieb und mit der Entwicklung komplexer Analysenmethoden stetig neue Impulse erhielt.
Gerade die im letzten Jahrzehnt durchgeführten klinischen Studien zeigen, daß, obwohl die genaue molekulare Ätiologie des prämenstruellen Syndroms noch nicht lückenlos geklärt ist, richtig und konsequent eingesetzte Vitex Agnus castus- und Pulsatilla-Extrakte eine signifikante Linderung der Beschwerden des PMS bewirken können. Von besonderer Bedeutung ist hierbei, daß mit den genannten pflanzlichen Wirkstoffen die sehr unterschiedlichen somatischen und psychischen Beschwerden des PMS therapierbar werden. Im Gegensatz zu früheren Therapieansätzen, bei denen man beispielsweise durch den Einsatz von Psychopharmaka nur gegen psychische Beschwerden vorgehen konnte oder durch den Einsatz von Hormonpräparaten den Hormonhaushalt beeinflußte, erwiesen sich die Pflanzenextrakte in den klinischen Studien gegen den gesamten Symptomenkomplex des PMS wirksam. In Verbindung mit der gegenüber Placebo signifikant nicht veränderten Nebenwirkungsinzidenz, sind diese Befunde von bemerkenswerter Bedeutung. Aus diesem Grund können die Präparate Antimast Selz TN Tropfen und Antimas Selz Creme über den gesamten Regelverlauf eingenommen werden. Gewöhnungseffekte und schwerwiegende Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten und wurden seit der Produkteinführung nicht beschrieben. Lediglich im Falle der Antimast Selz Creme sollte vor der erstmaligen Anwendung abgeklärt werden, inwieweit bei der Patientin eine Überempfindlichkeit gegenüber den im Präparat enthaltenen Konservierungsstoffen besteht.
Zusammenfassend lässt sich folglich für die beiden Präparate Antimast Selz TN Tropfen und Antimas Selz Creme konstatieren, daß es sich hierbei um zwei Arzneimittel mit klinisch belegter und gut dokumentierter Wirksamkeit gegen das prämenstruelle Syndrom handelt. Die in der wissenscha ftlichen Literatur belegte, geringe Nebenwirkungsinzidenz entspricht der jahrelangen Markterfahrung mit diesen Präparaten.
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